8: Vom Semmering zum Karl-Ludwig-Haus auf der Rax
In Kürze: Ultimative Challenge durch Dschungel, Hagel und Gewitter.
Ich bin durchaus froh, dass ich gut im Karl-Ludwig-Haus angekommen bin. Aber fangen wir von vorne an:

Ich hab um 7 Uhr 30 das Hotel verlassen und mich noch von Familie Wagner verabschiedet. Zu meiner Motivation zeigten sie auf den durchaus weit entfernt wirkenden Berg (Foto) mit den Worten: "Schau, da musst du heute hin".

Gleich zu Beginn war der Pinkenkogel am Programm - der Hausberg der Semmeringer*innen. Plötzlich war mitten am Weg ein Absperrband ohne Hinweis warum. Da ich nicht umdrehen wollte, bin ich durch gegangen, hab mir aber schon den ein oder anderen Gedanken bzgl. Jägern (nicht gegendert), Bären oder wilden Hornissen gemacht. Letztendlich bin ich aber weder erschossen noch gefressen worden.
Nach dem Pinkenkogel ging es zur Ochnerhöhe, die ich auch bravourös erklommen habe.

Es heißt übrigens Ochnerhöhe - nicht Ochsenhöhe - nur damit da keine falschen Bilder entstehen.
Die nächste Etappe war bis zur Kampalpe - mein erstes Gipfelkreuz auf der Tour. Und wenn es da vorne, rechts und links so runter geht, muss ich mich nicht unbedingt ganz vorne hinstellen.

Im Laufe der Wanderung ist mir aufgefallen, dass mir in den letzten Stunden kein Mensch begegnet ist und verknüpft mit der Tatsache, dass es immer wieder Teilstücke mit sehr spärlicher Markierung gibt, hab ich mir gedacht: "Verlaufen solltest dich da nicht".
Gedacht - getan und schon bin ich vom Weg abgekommen. Gott sei Dank hab ich meine Navi-App (komoot) und wieder auf die geplante Tour zurückgefunden. Da hab ich gemerkt, dass ich mir einen Hügel erspart hab. Positiv formuliert hab ich mich also nicht verlaufen, sondern bin meiner Intuition gefolgt.
Weiters auffällig war das Fehlen von Bankerln und Tischen für eine Mittagspause - denn Wirten-technisch ist der Teil der Strecke absolute Wüste. Also hab ich mich am Wegrand hingesetzt und eine Kleinigkeit gegessen. In kürzester Zeit waren Hunderte Insekten überall. Ich finde ja die Artenvielfalt grundsätzlich großartig aber nicht alle bei meinem Essen!
Dann kam der Dschungel. Das nächste Foto ist ein kleines Suchspiel unter dem Motto: "Wo ist der Weg":

Teilweise war der Weg wirklich so zugewachsen, dass ich mir dachte, den Drehort des Dschungelcamps gefunden zu haben.
Nach dem nächsten Hügel - die Wegebauer haben da wirklich nix ausgelassen - bin ich dann zum Preiner Gscheid gekommen. Von dort ist es zwar km-technisch nicht mehr weit, aber es ist halt erst der Start zum Aufstieg auf die Rax.
Der Plan war ein gutes Jauserl im Waxriegelhaus und dann Abendessen und Schlafen im Karl-Ludwig-Haus. Kurz vorm Waxriegelhaus hat dann ein leichtes Donnergrollen eingesetzt und vernünftig wie ich bin, lass ich die Jause aus und gehe zügig zu meinem heutigen Etappenziel weiter.
Das war vermutlich nicht meine beste Entscheidung denn genau zwischen den beiden Hütten hat mich ein Gewitter mit Hagel voll erwischt. Und zugegebenermaßen war ich nicht vollständig entspannt - offensichtlich hab ich mit einem meiner letzten Blogs das Gewitter provoziert.
Ich bin dann schon zu schamanischen Gesängen übergegangen und hab versucht, dem Gewitter klar zu machen dass es hier falsch ist, was dann letztendlich auch geholfen hat (von allein hätte es nämlich nie aufgehört ;-) )
Als Kollateralschaden wurden meine Schuhe und Socken waschelnass und mein Handy hat vermutlich zu viel Wasser abbekommen. Aber unter der Regenjacke ist alles staubtrocken geblieben!

Als ich dann endlich die Hütte gesehen habe, war ich doch ziemlich erleichtert. Über das (nicht ganz so lustige) Hüttenleben und den Abstieg von der Rax könnt ihr in meinem nächsten Blogeintrag lesen.
